Ratgeber: Wie teuer ist ein guter Architekturfotograf?
— Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die zentrale Frage, wie viel gute Architekturfotografie kostet.

— Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die zentrale Frage, wie viel gute Architekturfotografie kostet.
Wer schon einmal mit Fotografen zusammengearbeitet hat weiß: Honorare fallen sehr unterschiedlich aus. Schnell kann der Eindruck entstehen, es fehle in der Preiskalkulation die nötige Transparenz. Auftraggeber haben verständlicherweise ein Interesse daran, die Leistung von Fotografen vergleichbar zu machen, um das für sie optimale Angebot auszuwählen. Doch diese Vorgehensweise führt in der Regel nicht zum besten Endergebnis – gerade im Bereich der Architekturfotografie.
Nun könnte man es sich leicht machen und die Frage, wie teuer gute Architekturfotografie ist, mit nur einem Satz beantworten: Es kommt darauf an. Und wahrscheinlich werden Sie genau diese Antwort in 8 von 10 Erstgesprächen mit Architekturfotografen hören, wenn Sie sie zu Beginn der Konversation stellen.
Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Architekturfotografie gehört zu den komplexesten Teilbereichen der Fotografie. Klar, ein Bauwerk läuft nicht weg, es ist ein statisches Objekt. Doch seine gesamte Umwelt ist ständig in Bewegung und beeinflusst die Rahmenbedingungen einer Produktion. Akribische Planung und Vorbereitung gehört daher zu den zeitaufwendigsten Aufgaben eines Architekturfotografen. Ein Kostenfaktor, der für Auftraggeber nicht immer sofort ersichtlich ist.
Jede Architektur-Produktion ist anders: Für die Wahl der richtigen Standpunkte ist unterschiedliches Equipment nötig. Je nach Gebäudegröße und Wünschen des Auftraggebers ist Fotoassistenz gefragt. Ein Gebäude optimal zu arrangieren gehört zu den wichtigsten Aufgaben während einer Produktion. Umwelteinflüsse wie die Zugänglichkeit eines Bauwerks, Wetterbedingungen, Licht oder Verkehr beeinflussen ein Shooting maßgeblich. Und in der Post-Produktion müssen vielleicht störende Objekte wie Hochleitungen, parkende Autos oder Gerüste entfernt werden.
Hinzu kommt die Frage nach der Verwendung der Fotografien. Bildnutzungsrechte können den Angebotspreis sehr stark variieren, denn je nach Einsatzbereich fallen unterschiedliche Lizenzkosten an. Die meisten Architekturfotografen unterscheiden zwischen Basis-Bildnutzungsrechten (Veröffentlichung in eigenen Medien), erweiterten Bildnutzungsrechten (Presse- und PR-Veröffentlichung) und der Weitergabe an andere, beteiligte Partner (z.B. der Bauherr).
Die Antwort “es kommt darauf an” hat also durchaus ihre Berechtigung. In diesem Wissensartikel möchten wir Ihnen daher so detailliert wie möglich vermitteln, auf was es in der Architekturfotografie ankommt und welche konkreten Faktoren Einfluss auf den Preis haben. Sie erfahren darüber hinaus:
Bevor wir näher darauf eingehen, was gute Architekturfotografie kostet, stellt sich die Frage, was gute Architekturfotografie überhaupt ist. Um das Qualitätsniveau eines Architekturfotografen zu beurteilen, sollten Sie daher diese vier Grundprinzipien kennen:
Wir verraten Ihnen eine relativ simple Methode, den Anspruch eines Architekturfotografen herauszufinden: Fragen Sie ihn, was Architekturfotografie für ihn bedeutet. Antwortet er oberflächlich oder weicht er aus, deutet das auf fehlendes Fachwissen hin. Kann er Ihnen hingegen erklären, dass Architekturfotografie Bauwerke zum Leben erweckt und ihren Nutzen in einem ökonomischen, politischen und räumlichen Kontext setzt, sollten Sie seine Nummer in den Favoriten speichern.
Sind Sie Architekt, so wird er sofort darauf eingehen, dass Architekturfotografie Ihre Idee sichtbar und zugänglich macht und Sie so die Möglichkeit haben, Ihr Werk zu kommunizieren, mediale Aufmerksamkeit zu schaffen und damit auch Architekturgeschichte mitzuprägen.
Sind Sie Bauherr, so wird ein guter Architekturfotograf schnell darauf eingehen, dass seine Bilder Ihr Bauwerk im Idealzustand konservieren und damit eine optimale Basis für eine Veräußerung schaffen. Bereits durch die Architekturfotografie gewinnt ein Bauwerk daher an Wert.
Zusammengefasst: Ein guter Architekturfotograf holt Sie mit Fachwissen ab und versucht Sie nicht mit Floskeln von sich und seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Haben wir Sie neugierig gemacht, welche Nutzen und Funktionen Architekturfotografie hat? Dann empfehlen wir Ihnen diesen Wissensartikel.
Vom Erstgespräch über die Produktionsvorbereitung bis hin zum Shooting und der Bildbearbeitung – für einen guten Architekturfotografen ist die effiziente und kundenzentrierte Organisation von Projekten eine Selbstverständlichkeit. Das gibt nicht nur Ihnen das sichere Gefühl mit Ihrem Bauwerk in guten Händen zu sein, sondern auch dem Architekturfotograf die Freiheit, sich maximal auf seine künstlerische Arbeit zu konzentrieren.
Unser Tipp: Lesen Sie sich unseren Wissensartikel “Woran erkenne ich gute Architekturfotografen” durch und erfragen Sie im Erstgespräch die konkrete Vorgehensweise des Fotografen. Sie merken dann recht schnell, ob er professionell organisiert ist.
Ein falsch geparktes Auto, ein nicht entferntes Gerüst, ein unzugängliches Gebäude – manchmal spielen kleine Details eine entscheidende Rolle für die Qualität der Aufnahmen. Sie können den renommiertesten, begabtesten Architekturfotografen der Welt engagieren, wenn die Rahmenbedingungen am Produktionstag nicht stimmen, wird Sie das Ergebnis nicht zufriedenstellen.
Übrigens: Zu den entscheidenden Einflussfaktoren einer Architektur-Produktion gehört auch eine gegenseitige Wertschätzung, die sich zum Beispiel in der transparenten Weitergabe von Informationen im Rahmen eines Briefings oder Ihrem Engagement am Produktionstag zeigt. Ein Architekturfotograf kann dann die besten Bilder produzieren, wenn er die Intention des Gebäudes verstanden hat und Sie ihm Ihre Wünsche und Erwartungshaltung genau mitteilen.
Wie Sie als Auftraggeber die optimalen Rahmenbedingungen für eine Architektur-Produktion herstellen, erfahren Sie in unserem Wissensartikel “Praxisleitfaden Architekturfotografie: Das sollten Architekten und Bauherrn wissen”.
Bei der Durchsicht von Portfolios und Mappen ist Ihnen bestimmt schon aufgefallen, dass die Bilder eines Architekturfotografen oft großen Wiedererkennungswert haben. Trotz unterschiedlichster Bauwerke wirken die Referenzen homogen. Viele Fotografen haben Präferenzen, die sich in projektübergreifenden Bildstilen ausdrücken. Das kann z.B. die wiederkehrende Wahl bestimmter Standpunkte sein oder ein Fable für Aufnahmen in der Abenddämmerung.
Bildstile können für Sie als Auftraggeber ein sehr gutes Kriterium für die Auswahl des richtigen Architekturfotografen sein – ganz unabhängig vom Kostenpunkt und der Professionalität des Fotografen. Gefällt Ihnen ein bestimmter, wiederkehrender Bildstil, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie am Ende auch von Ihrem Bauwerk Bilder bekommen, die Sie zufriedenstellen. Daher ist die Beurteilung guter Architekturfotografie auch zu einem nicht unerheblichen Teil abhängig von Ihrer subjektiven Wahrnehmung.
Unter weichen Faktoren versteht man solche, die nicht an einem Maßstab (z.B. Zeitaufwand, Materialkosten oder Lizenzgebühren) gemessen werden können. Sie sind also nicht direkt an eine Kalkulationsposition in einem Angebot geknüpft, sondern spielen für das generelle Preisniveau eines Architekturfotografen eine Rolle.
Wie bei den allermeisten freiberuflichen und künstlerischen Tätigkeiten ist auch in der Architekturfotografie das Preisgefüge von der Erfahrung des Fotografen abhängig. Ein Berufseinsteiger, der gerade sein Fotografie-Studium abgeschlossen hat, verlangt in aller Regel ein geringeres Tageshonorar als ein Fotografie-Veteran, der bereits für viele renommierte Kunden erfolgreich gearbeitet hat.
Es ist ganz natürlich, dass mit zunehmender Erfahrung des Architekturfotografen auch seine Preise steigen. Denn er verbessert mit jeder Produktion seine Fähigkeiten, kann Bauwerke schneller und gezielter analysieren und findet selbst bei schlechten Wetterverhältnissen die optimalen Standpunkte und Lichtstimmungen. Hinzu kommt, dass erfahrene Fotografen auch oft besseres – und damit teureres – Equipment einsetzen, dessen sicheren Umgang sie beherrschen.
Einen ersten Anhaltspunkt für das Preisniveau kann auch ein Blick in das Portfolio des Fotografen geben. Hier ist relativ schnell zu erkennen, für welche Art von Kunden der Fotograf arbeitet und wie viel Wert er auf eine perfekte Bildkomposition legt. Weist das Portfolio überwiegend bekannte Großunternehmen aus, können Sie davon ausgehen, dass der Fotograf im mittleren bis oberen Preissegment anbietet. Gleiches gilt, wenn Sie dem Bildmaterial bereits den maximalen Qualitätsanspruch ansehen, z.B. durch perfekt inszenierte Lichtstimmungen, komplexe Retuschearbeiten oder außergewöhnliche Standpunkte.
Analog zu seiner Erfahrung und seinen Fähigkeiten, steigt in der Regel das Ansehen des Fotografen. Exzellente Arbeit spricht sich bekanntlich schnell herum und der Fotograf wird ohne Eigenakquise an andere Auftraggeber weiterempfohlen. Eine gute Reputation gibt Architekturfotografen die Sicherheit und Freiheit, eine entsprechend hohe Entlohnung für ihre Leistungen zu verlangen. Denn mit dem Reputations-Plus geht meist ein schnelles Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden und damit ein effizienter Produktionsablauf einher. Ein hohes Gut für viele Auftraggeber, deren zeitliche Ressourcen stark begrenzt sind.
Auch die Architekturfotografie-Branche unterliegt wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Daher hat auch das Gebiet, in dem der Fotograf tätig ist, Einfluss auf seinen Preis. Liegt sein geografischer Wirkungsbereich in einem Gebiet, das von großem Wohlstand und einer hohen Nachfrage nach Architekturfotografie geprägt ist, wird er seinen Preis entsprechend nach oben korrigieren. Das trifft beispielsweise auf Großstädte wie Frankfurt oder Düsseldorf zu, in denen der Anteil wohlhabender Menschen und architektonischer Highlights besonders groß ist.
Der Gesamtpreis einer Architektur-Produktion ist maßgeblich davon abhängig, welche Anforderungen der Auftraggeber stellt. Der Anspruch eines Konzerns, der z.B. einen riesigen Trading Room fotografiert haben möchte, ist ein anderer, als der eines kleinen Einzelhandelsgeschäfts auf der Ecke. Eine Faustregel lautet hier: Je größer das finanzielle Gesamtvolumen des Bauwerks, desto aufwändiger wird die Fotoproduktion.
Nachdem Sie nun ein Gefühl dafür haben, welche weichen Faktoren Einfluss auf die Preisgestaltung des Architekturfotografen haben, wollen wir Ihnen nachfolgend eine möglichst vollständige Übersicht über die harten Faktoren geben, die vor, während und nach einer Produktion für die Kalkulation ausschlaggebend sind.
Art des Bauwerks: Ein perfekt inszeniertes und cleanes Museum ist schneller fotografiert, als ein Großraumbüro, bei dem vor Ort hunderte Mitarbeiter dirigiert werden und dutzende Dekorationsgegenstände arrangiert werden müssen.
Qualität des Briefings: Wie umfangreich sind die Rahmenbedingungen und die Wünsche des Auftraggebers in dessen Briefing beschrieben? Eine möglichst genaue Einschätzung der Vor-Ort-Gegebenheiten und Eventualitäten führt zu einer realistischen Preiskalkulation. Ist das Briefing wage, muss der Fotograf ein gewisses Zeitkontingent als Puffer einbauen. Das kann die Produktion verteuern.
Ein exklusives Bildnutzungsrecht regelt hingegen nicht, in welchem Umfang die Bilder durch den Auftraggeber verwendet werden dürfen. Häufig werden diese beiden Sachverhalte verwechselt, sodass ein exklusives Bildnutzungsrecht in den seltensten Fällen tatsächlich zur Anwendung kommt.
Nachdem Sie nun wissen, welche spezifischen Einflussfaktoren für die Kalkulation eines Architekturfotografie-Angebots eine Rolle spielen, möchten wir Ihnen einen kleinen Einblick geben, wie der Architekturfotograf Philip Kistner seine Angebote kalkuliert:
Ein pauschales Honorar für die Produktion vor Ort inkl. der Basis-Bildnutzungsrechte. Damit wird dem Auftraggeber ein einfaches Bildnutzungsrecht zur Verwendung der jeweiligen Aufnahmen in eigenen Medien – beispielsweise Website, Broschüren, Vorträge, oder Präsentationen – eingeräumt. Die Weitergabe der Aufnahmen an Dritte ist in den Basis-Bildnutzungsrechten nicht enthalten. Dies ist jedoch über erweiterte Bildnutzungsrechte möglich.
Der Preis ist u.a. abhängig von:
Für den Basis-Retuscheaufwand nach dem Shooting berechnet Philip Kistner eine Pauschale pro Bild. Besonders aufwändige Retuschen stimmt er vorher mit seinen Auftraggebern ab und berechnet sie nach Aufwand. In der Basis-Retusche pro Motiv sind meist folgende Positionen enthalten:
Für die honorarfreie Weitergabe der Bilder an Verlage oder Magazine berechnet Philip Kistner ebenfalls eine Pauschale. Die Nutzung in den Medien des Auftraggebers ist in der Regel im Tagessatz inbegriffen.
Folgende zusätzliche Nutzungsrechte-Pakete sind verfügbar:
Die An- und Abreise sowie Übernachtungen werden nach angefallenem Aufwand berechnet. Hinzu kommt ein 10-prozentiger Aufschlag für das Handling.
Alles, was nicht zum Standardumfang einer Architektur-Produktion gehört, wird in diesem Posten separat kalkuliert. Darunter kann z.B. fallen:
Sie kennen nun die Kalkulationsposten in einem Architekturfotografie-Angebot. Abschließend möchten wir Ihnen noch einen Anhaltspunkt geben, welche tatsächlichen Preise bei einer Architektur-Produktion anfallen können. Als Referenz dient hierzu der unter Architekturfotografen renommierte Blog apalmanac.com, auf dem Architekturfotograf Mike Kelley kürzlich einen Honorarrahmen veröffentlicht hat. Er unterscheidet unter anderem nach Standort, Marktgröße und Erfahrungsgrad des Fotografen:
In einem großen, urbanen Markt:
In einem mittelgroßen bis ländlichen Markt:
In einem großen, urbanen Markt:
In einem mittelgroßen bis ländlichen Markt:
Unabhängig von Marktgröße:
Hinweis: Euro-US-Dollar Umrechnung basierend auf einem Wechselkurs von 1 Euro = 1,09 US-Dollar (Stand 25.09.2019).
Glückwunsch, Sie haben nun die Kostenpunkte in der Architekturfotografie verstanden! Dieser Artikel hat Ihnen den Unterschied zwischen weichen und harten Einflussfaktoren bei der Preisgestaltung in der Architekturfotografie näher gebracht und viele, konkrete Anhaltspunkte geliefert, um die Arbeit eines Architekturfotografen besser zu verstehen. Außerdem kennen Sie nun die wichtigsten Beurteilungskriterien für die Qualität eines Architekturfotografen.
Was Sie auch gelernt haben: Architekturfotografie-Projekte sind aufgrund ihrer organisatorischen Komplexität schwer vergleichbar und der Erfolg einer Produktion hängt auch maßgeblich von Ihnen ab. Ob subjektive Präferenz für einen Bildstil oder Eigenengagement vor Ort – Sie haben viele Fäden selbst in der Hand, um aus einer Produktion das Maximum rauszuholen.
Für besonders wertvoll erachten wir die Referenzpreise vom renommierten APALMANAC Blog. Viel näher können Sie an die Beantwortung der Frage wie teuer gute Architekturfotografie ist, nicht herankommen. Mit einer Ausnahme: Kontaktieren Sie den Architekturfotografen Ihrer Wahl und lassen Sie sich ein konkretes Angebot unterbreiten!
„Alles hat seine Zeit. Architekturfotografie mach Architektur zeitlos.“