Basics für Architekten

Architekturfotografie: Bedeutung und Nutzen für Architekten

— Seit mehr als 100 Jahren arbeiten Architekten und Architekturfotografen Hand in Hand, um Bauwerke in den richtigen Kontext zu setzen.

Hyatt Regency, Düsseldorf @ Philip Kistner
Hyatt Regency, Düsseldorf @ Philip Kistner

Auch wenn der Zusammenhang zwischen Fotografie und Architektur auf den ersten Blick banal erscheint – der Einfluss der Architekturfotografie auf die Arbeit des Architekten könnte komplexer und facettenreicher nicht sein. Die Architekturfotografie ist das wichtigste Kommunikationsmittel des Architekten. Sie erweckt Bauwerke zum Leben und erklärt ihren Nutzen, indem sie sie in einen ökonomischen, politischen und räumlichen Rahmen einbettet. Und selbstverständlich ist sie der entscheidende Multiplikator für dessen Wahrnehmung und Selbstvermarktung.

Dieser Artikel richtet sich vor allem an Architekten und Designer, die den Wert, die Funktionen und die Gestaltungsspielräume der Architekturfotografie kennenlernen möchten. Für den Berufsalltag bietet das folgenden Wissensvorsprung:

  • Du erhältst einen tiefgreifenden Einblick in die Wechselwirkungen von Fotografie und Architektur
  • Du lernst die insgesamt 10 verschiedenen Funktionen der Architekturfotografie kennen

Erfahrenen Architekten und Designern soll dieser Artikel außerdem als Leitfaden dienen, um die Vorteile und Funktionen der Architekturfotografie gegenüber Auftraggebern leichter kommunizieren zu können.

“Architekt*innen gestalten Bauwerke, Architekturfotograf*innen gestalten deren Wahrnehmung.”

Bundesverband Architekturfotografie e.V.
Zusammenfassung

Dieser Einführungsartikel geht auf den Nutzen der Architekturfotografie ein. Wie spielen Fotografie und Architektur zusammen? Warum ist die Fotografie das wichtigste Kommunikationsmittel erfolgreicher Architekten? Welche Funktionen erfüllt die Architekturfotografie? Welche Gestaltungsspielräume ergeben sich aus ihr?

Zwei Seiten einer Münze: Das Zusammenspiel zwischen Fotografie und Architektur

Stelle Dir für einen kurzen Augenblick die Skyline von Manhattan vor, fotografiert in der Abenddämmerung aus erhöhter Position. Eine ikonische Aufnahme, die im Grunde nur ein Dutzend Wolkenkratzer zeigt – und trotzdem so viel mehr Aussagekraft besitzt. Das perfekte Sinnbild für Architekturfotografie und deren Wirkung.

Besonders eng ist Fotografie mit Architektur verbunden, wenn es darum geht, Transformationsprozesse zu veranschaulichen. Vergleicht man Manhattan um 1900 mit den baulichen Highlights, die heute auf der Stadtinsel stehen, so wird nicht nur die veränderte Architektur an sich deutlich. Aus einer einzigen Fotografie lassen sich die ökonomische Potenz der Stadt und der politische Anspruch der Supermacht USA herauslesen. Genauso wie der eigentliche Nutzen der Architektur, die auf den Platzmangel mit immer höheren Gebäuden reagiert hat. Sofort wird klar: In Anbetracht der beengten landschaftlichen Verhältnisse ordnet Fotografie Architektur auch räumlich ein.

Schnell stellt sich die Frage, wer da eigentlich wen bekannt gemacht hat. Ist der Ruhm der Skyline Manhattans dadurch begründet, dass dort auf engstem Raum architektonische Meisterwerke geschaffen wurden, die vor allem Architekten weiter verbreiteten und so ganze Epochen prägten? Oder ist es die mediale Aufmerksamkeit und ästhetische Sogwirkung, die nur Architekturfotografen mit ihren Bildern schaffen konnten?

Beides. Fotografie und Architektur sind zwei Seiten einer Münze. Das führt dazu, dass sich die Disziplinen wechselseitig verstärken und somit ihre Signifikanz steigt. Das Renommee eines Architekturfotografen definiert sich selbstverständlich über die Attraktivität des Gebäudes, das er fotografiert. Das Renommee eines Architekten ist unter anderem davon abhängig, ob die Bilder seiner Kreationen bekannt werden.

Die gegenseitige Abhängigkeit geht in einigen Fällen sogar soweit, dass sich der Architekt bereits während des Entwurfs von Architekturfotografien leiten lässt, während sich ein Fotograf einem Gebäude anders nähert, wenn er den konzeptionellen Gedanken des Architekten kennengelernt hat.

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Monaco @ Philip Kistner
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Der tote Winkel der Architektur: Wie Fotografien es schaffen, Gebäude lebendig zu machen

Die Architekturfotografie besitzt die einzigartige Fähigkeit, Bausubstanz zum Leben zu erwecken. Das passiert immer dann, wenn Bauwerke im Kontext der (Ab-)Nutzung fotografiert werden. Meist geschieht das, wenn Menschen mit Architektur in Berührung kommen. Während Architekten Gebäude in einem visuellen Vakuum kreieren (also vor der Nutzung), zeigt die Architekturfotografie die ge- und erlebte Realität der Bauten – oft zusammen mit ihren Protagonisten.

“Auf Fotografien gelingt es, Dinge und Menschen gleichberechtigt zu versammeln”

Zitat aus dem Buch “Vom Nutzen der Architekturfotografie”

Die Architekturfotografie dokumentiert aber nicht nur die Abnutzungsspuren der Architektur selbst. Sie lässt den Betrachter auch detailliert nachvollziehen, in welcher Umwelt der Mensch lebt bzw. leben möchte und wie sich der Lebensraum durch Architektur verändert.

  • Eine futuristische Firmenzentrale (adidas) inmitten eines Dorfes in Bayern (Herzogenaurach), das überwiegend von Fachwerkhäusern geprägt ist.
  • Eine moderne Bauhaus-Villa in den kargen Hängen Portugals.
  • Ein schickes Design-Loft, das über einem maroden Hinterhof in Berlin thront.

Die Widersprüchlichkeit in allen genannten Beispielen wirkt nur dann schlüssig, wenn Architektur in den Zusammenhang mit Leben und damit in einen Nutzen-Kontext gesetzt wird. Architekturfotografie kristallisiert diesen Nutzen heraus, rückt ihn in den Vordergrund und definiert letztlich dadurch den Wert des Bauwerks.

Besonders deutlich wird dieses Alleinstellungsmerkmal, wenn man Architekturfotografie mit anderen Formen der Dokumentation von Veränderung vergleicht: Ein Diagramm, in dem die Effizienz eines minimalistisch-modernen Firmen-Neubaus veranschaulicht wird, sagt zwar etwas über die Praktikabilität und spätere räumliche Nutzung aus, braucht dafür aber viele Zahlen und Balken und produziert wenig Aufmerksamkeit. Eine Fotografie des fertigen Gebäudes, dem durch Menschen Leben eingehaucht wurde, reicht hingegen aus, um die gesamte Komplexität des architektonischen Konzepts anschaulich zu vermitteln.

Gleiches gilt für Bauzeichnungen, die ebenfalls dazu dienen, ein Bauwerk zu beschreiben. Doch die technische Dimension eines Bauplans hat wenig Wiedererkennungswert und löst höchstens beim Architekten oder Bauplaner Emotionen aus. Erst der durch Architekturfotografie etablierte Kontext lässt eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Architektur zu.

Monaco @ Philip Kistner
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Wie Architekturfotografie alle architekturrelevanten Bereiche prägt

Zu Architektur gehört natürlich mehr als nur das fertige Bauwerk, auch wenn sich die Kommunikation und die mediale Wahrnehmung häufig darauf beschränken. Neben Architekten und Designern gibt es beispielsweise Architekturkritiker, Architekturhistoriker, Architekturprofessoren oder Architekturforscher.

Abgesehen von der Liebe zur Architektur haben alle genannten Berufsbilder eines gemeinsam: Sie können nur existieren, weil der Kosmos, in dem sie sich bewegen, durch Architekturfotografen visuell aufbereitet wird. Ein Architekturkritiker bewertet ein Bauwerk auf Basis der persönlichen Eindrücke vor Ort UND der Dokumentation durch den Fotografen. Eine Bewertung der Kritik, z. B. in einem Architekturmagazin, wird für den Leser nur dadurch möglich, wenn er sich selbst ein Bild vom Bauwerk machen kann.

Historikern, die sich mit Architektur oder Zeitgeschichte beschäftigen, würde die Grundlage zur Einordnung gesellschaftlicher Entwicklungen und Stil-Epochen der Architektur fehlen. Ein Architekturstudium wäre ohne Bildmaterial undenkbar. Und die Architekturforschung bedient sich erfahrungsgemäß (visuellen) Informationen aus der Vergangenheit, um Zukunftstrends zu prognostizieren.

Monaco @ Philip Kistner
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Die 10 Funktionen der Architekturfotografie

Die Architekturfotografie ist nicht nur für Architekten und architekturnahe Bereiche von großem Nutzen. Sie hat auch gesellschaftliche Relevanz und erfüllt folgende 10 Funktionen:

1. Aufklärungsfunktion:

Auch in einer globalisierten und digitalisierten Welt ist es keine Selbstverständlichkeit, dass wir architektonische Highlights wie den Burj Khalifa in Dubai oder die Glasscherbe (“The Shard”) in London kennen und bewerten können, ohne sie jemals mit eigenen Augen gesehen zu haben. Architekturfotografie macht Bauwerke unabhängig vom Standort des Rezipienten sichtbar und erfüllt daher eine wichtige Aufklärungsfunktion.

2. Informationsfunktion:

Jedes Objekt transportiert Informationen. Ob Form, Farbe oder Stil – in einem Architekturfoto werden Informationen nahezu unverfälscht kommuniziert. Die Informationsfunktion der Architekturfotografie dient als faktische Bestandsaufnahme und als Filterkriterium. Mehrere Fotografien ein und desselben Gebäudes können darüber hinaus zu einer Sequenzerfahrung führen. Der Betrachter nimmt Teilinformationen (z. B. die Vorderseite und die Rückseite eines Gebäudes) Bild für Bild wahr und setzt die Bruchstücke gedanklich zusammen. So ergibt sich eine zeitliche Abfolge von Erfahrungen mit dem Objekt, ähnlich wie eine Abfolge von Szenen im Film

3. Dokumentationsfunktion:

Architekturfotografie dokumentiert den Zustand eines Bauwerks im Kontext der Zeit. So wird die praktische Nutzung des architektonischen Konzeptes und die Veränderung durch Abnutzung festgehalten. Die Dokumentationsfunktion ist gerade für die historische Betrachtung und Bildung von Stil-Epochen maßgeblich

4. Vermittlungsfunktion:

Um die Komplexität eines architektonischen Meisterwerks zu erklären, bräuchte man viele Wörter. Architekturfotografie schafft das im Idealfall mit einem einzigen Bild. Sie transportiert den konzeptionellen Gedanken hinter dem Bauwerk und wird so zum Sprachrohr des Architekten. Die Architekturfotografie hat den Anspruch, ein Gebäude schnell “lesbar” zu machen. Darüber hinaus kann auch mit fotografischen Mitteln die konzeptionelle Idee des Architekten verstärkt werden.

5. Künstlerische Funktion:

Nicht nur die möglichst unverfälschte, neutrale Dokumentation von Bauwerken ist Bestandteil der Architekturfotografie. Mit ihrem ganz eigenen Blick auf Gebäude sind Architekturfotografen in der Lage, die Wirklichkeit zu manipulieren. Dazu stehen ihnen die Mittel der Fototechnik und Bildbearbeitung zur Verfügung. Ein künstlerischer Ansatz in der Architekturfotografie muss aber nicht zwangsläufig eine Verzerrung der Realität bedeuten. Auch durch die akribische Auswahl von Gebäuden, Perspektiven und Stimmungen und eine realitätsnahe Abbildung entstehen oft künstlerisch wertvolle Fotos oder Fotoserien.

6. Lenkungsfunktion:

Architekturfotografie kann die Aufmerksamkeit auf wiederkehrende architektonische Muster legen, Gebäude aus ungewöhnlichen Perspektiven abbilden und damit ganze Epochen aktiv mitprägen. Ein Beispiel dafür ist die Stil-Epoche des Bauhaus. Im Zuge der Bauhaus-Architektur wurde auch die Stilrichtung “Neues Sehen” in der Architekturfotografie eingeführt. Diese durchbricht konventionelle, an der Malerei orientierte Strukturen. Es entsteht eine “neue Sachlichkeit”, die Gebäude mithilfe extremer Perspektiven sowie Licht- und Schattenspielen dynamisch darstellt.

7. Kommentarfunktion:

Hier schlüpft der Architekturfotograf in die Rolle des Architekturkritikers und anaysiert ein Bauwerk mithilfe fotografischer Mittel. Dadurch wird er vom neutralen Beobachter zum aktiven Bewerter und hält so der Architektur den Spiegel vor.

8. Ergänzungsfunktion:

Journalistische oder öffentlichkeitswirksame Inhalte werden häufig durch Architekturfotografien angereichert. Das betrifft nicht nur architektur-relevante Texte in Fachzeitschriften, sondern auch Artikel und Reportagen in großen Massenmedien. Darüber hinaus spielt die Architekturfotografie im Bereich der Unternehmensdarstellung, z. B. im Kontext einer Website oder einer Image-Broschüre, eine entscheidende Rolle. Fotografien prägen hier Wort-Bild-Sprache / Tonalität des Unternehmensauftritts.

9. Inspirationsfunktion:

Architekten und Bauplaner lassen sich nicht selten von bestehenden Bauwerken inspirieren. Die Architekturfotografie liefert hierzu visuelle Vorlagen

10. Wertsteigerungsfunktion:

Eine der wichtigsten Aufgaben der Architekturfotografie ist es, Bauwerke im Optimalzustand (meist kurz nach Fertigstellung) zu fotografieren. Architekten nutzen diese Bilder, um ihren eigenen Marktwert zu steigern. Immobilienmakler und Bauherren nutzen sie, um den Wert des Gebäudes zu steigern. Architekturfotografie konserviert den Wert des Gebäudes. Obwohl die Bausubstanz im Laufe der Zeit an Wert verliert, suggeriert die Fotografie eine Werterhaltung bzw. -steigerung.

Monaco @ Philip Kistner
Monaco @ Philip Kistner

Fazit: Architekturfotografie als Enabler und Promoter für Architekten

Dieser Artikel hat Dir den elementaren Zusammenhang zwischen Fotografie und Architektur nähergebracht und verdeutlicht, dass es sich dabei um eine Win-Win-Situation handelt. Du kennst nun die 10 wichtigsten Funktionen der Architekturfotografie und kannst diese im nächsten Kundengespräch zu Deinen Gunsten einsetzen. Das hier vermittelte Basiswissen kann Dir auch bei der Auswahl eines geeigneten Architekturfotografen für Dein nächstes Projekt helfen.

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An welchen weiteren Merkmalen Du gute Architekturfotografen erkennst, verrät Dir dieser Wissensartikel.

"Mit meiner Fotografie beschreibe ich die Interaktion von Menschen, Raum und Zeit: als sinnliches, nachhaltiges und pointiertes Erlebnis von Architektur."

Philip Kistner, Architekturfotograf
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