Praxisleitfaden Architekturfotografie: Das sollten Architekten und Bauherren wissen
— Dieser Artikel schafft Bewusstsein dafür, wie erfolgreiche Architekturfotografie entsteht und funktioniert.
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Es versteht sich von selbst, dass jeder Auftraggeber – ob Architekt, Designer oder Bauherr – den Wunsch nach der optimalen Visualisierung seines Bauwerks hat. Doch selbstverständlich ist das nicht. In der Architekturfotografie nehmen enorm viele Faktoren Einfluss auf die Qualität eines Bildes. Neben dem Geschick, der Erfahrung und dem Equipment des Fotografen wird das Endresultat vor allem durch die Vorbereitung auf und die Rahmenbedingungen während der Produktion beeinflusst. Aber auch ein Grundverständnis für das Zusammenspiel zwischen Architektur und Fotografie führt dazu, dass aus einer Gebäude-Intention eine perfekte Aufnahme wird. Und das gelingt nur, wenn Architekt und Fotograf als gut eingespieltes Team agieren.
Dieser Artikel schafft Bewusstsein dafür, wie erfolgreiche Architekturfotografie entsteht und funktioniert. Er richtet sich vor allem an Architekten, aber auch an Designer und Bauherren, die einen Leitfaden für die praktische Zusammenarbeit mit Architekturfotografen suchen. Mit diesem Wissen kannst Du
Angereichert wird dieser Leitfaden mit zahlreichen Praxistipps und Vorlagen, die Dir eine Produktionsanfrage sowie -realisierung erleichtern.
Die Aufgabe der Architekturfotografie ist es, Bauwerke zum Leben zu erwecken und ihren Nutzen in einem ökonomischen, politischen und räumlichen Kontext darzustellen. Damit übersetzt sie die Idee des Architekten in die Realität: Aus Entwürfen, Bauzeichnungen und Plänen entstehen Bauwerke, die durch Bilder lebendig und in ihre Umwelt eingebettet werden. Besonders erwähnenswert dabei ist: Architekturfotografie versteht sich nicht als reinen Selbstzweck.
Erst durch die Bilder eines Bauwerkes ist es dem Architekten bzw. Bauherrn möglich, sein Werk zu kommunizieren, mediale Aufmerksamkeit zu schaffen und Epochen der Baukunst aktiv mitzuprägen. Vereinfacht gesagt: Ohne Architekturfotografie ginge Architekten schnell die Arbeit aus – und ohne Architektur gäbe es für Architekturfotografen keine Daseinsberechtigung.
Neben dem kommunikativen Zusammenspiel zwischen Fotograf und Architekt, aus dem sich eine Vermittlungsfunktion (Transport des konzeptionellen Gedankens) ergibt, erfüllt die Architekturfotografie einige wichtige gesellschaftliche und kulturelle Funktionen. Zum einen wären Berufe wie Architekturkritiker, Architekturhistoriker, Architekturprofessor oder Architekturforscher ohne sie nicht denkbar.
Zum anderen hat sie eine aufklärerische Funktion. Sie bringt Menschen Bauwerke näher, um deren Existenz sie sonst nicht einmal wüssten. Das beinhaltet auch eine Informations- und Dokumentationsfunktion. Gebäude werden visuell beschrieben und ihr Zustand im Kontext der Zeit gezeigt. Darüber hinaus hat Architekturfotografie großen Einfluss auf kulturelle Entwicklungen, indem sie Bauwerke nicht nur dokumentiert, sondern interpretiert und kommentiert. So werden ganze Stilepochen nicht nur von Architekten, sondern auch von Fotografen geprägt.
Diese Funktionen und Gestaltungsmöglichkeiten sollten Auftraggeber in der Zusammenarbeit mit Architekturfotografen kennen und immer im Hinterkopf behalten. Das ist nicht nur für das Teambuilding in der konkreten Projektarbeit wichtig, sondern schafft eine weitere Möglichkeit der Einflussnahme über den architektonischen Entwurf hinaus. Ausführliche Informationen zur Bedeutung und zum Nutzen der Architekturfotografie findest Du in diesem Wissensartikel.
Auch wenn die bekanntesten Architekturfotografien fertige Gebäude aus spannenden Perspektiven zeigen, beginnt die Begleitung eines Bauwerks durch den Fotografen häufig wesentlich früher. Das gilt besonders für große Bauprojekte, die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstrecken können. Architekturfotografie wird hier zum Zweck der Baudokumentation eingesetzt.
Gebäude werden vom Entwurf bis zu ihrer Fertigstellung – und manchmal auch darüber hinaus in ihrer Nutzung – visuell begleitet. Dabei geht es um eine chronologische Abbildung der einzelnen Bauphasen, um den Fortschritt des Bauprojektes zu zeigen.
Darüber hinaus besitzen fotodokumentarische Aufnahmen auch eine Relevanz, wenn Gebäude später verändert, erweitert oder abgerissen werden. Zusammen mit anderen Mitteln der Baudokumentation wie Bau- und Raumplänen oder Statikaufzeichnungen bildet die Architekturfotografie die Grundlage für ein ganzheitliches Verständnis des Bauwerks.
Für Architekten bietet sich außerdem ein Zusatznutzen: Das architektonische Konzept lässt sich wesentlich einfacher und facettenreicher kommunizieren, wenn der Entstehungsprozess in einer Bildserie dargestellt wird.
Der Moment, wenn die letzte Mauer steht, das letzte Fenster eingesetzt ist, die letzte Fassade ihren Anstrich erhalten hat und das Bauwerk in vollendetem, ungenutzten Zustand erstrahlt: Ein für den Architekten zutiefst befriedigender Moment, der ihn mit Stolz und Freude erfüllt.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Architekturfotografie ist die Konservierung dieses besonderen Augenblicks. Die Aufnahme des “perfekten” Gebäudezustands hat für den Architekten aber weit mehr als einen sentimentalen Nutzen. Sie wird zum wichtigsten Referenzpunkt seiner Arbeit. Zeigt er sein Portfolio, findet sich genau diese, vom Entwurf in die Realität portierte, konservierte Perfektion seiner Idee dort wieder.
Die visuelle Konservierung des Bauwerks hat darüber hinaus für den Architekten einen weiteren Mehrwert: Sein Entwurf steht auf einmal nicht mehr nur im leeren Raum, sondern wird durch die Umwelt eingerahmt. Erst das geschulte Auge des Architekturfotografen, der geschickt mit Perspektive und Licht spielt, fördert die gesamte Tragweite des Gebäudes im Raum zu Tage.
Die Architekturfotografie gehört zu den elementarsten Kommunikationsmitteln des Architekten. Ob perfekt konservierter Moment, zwiebelartige Entfaltung der architektonischen Idee in Form einer chronologischen Baudokumentation oder Visualisierung des praktischen Nutzens eines Gebäudes – Fotografien sind für Architekten Marketinginstrumente. In folgenden Bereichen können sie zur Selbstvermarktung genutzt werden:
Architekturfotografen produzieren Bilder häufig nicht nur für ihre direkten Auftraggeber (meist Architekten), sondern auch für deren Auftraggeber (Bauherren). Gerade bei Unternehmen ist es üblich, ein neues oder saniertes Firmengebäude als Meilenstein in der Firmengeschichte zu präsentieren. Bilder werden daher häufig auf Seite des Gebäudeeigentümers in folgenden Medien weiterverwendet:
Übrigens: Für größere Architekturbüros kann es relevant sein, selbst o.g. Materialien zu erstellen und in der Kommunikation mit Interessengruppen (Stakeholdern) zu nutzen.
Bei einer architekturfotografischen Produktion spielen die Rahmenbedingungen – oft Details und vermeintliche Kleinigkeiten – eine entscheidende Rolle für die Qualität der Bilder. Nachfolgend werden einige Beispiele aufgeführt, die der Architekturfotograf Philip Kistner im Laufe der Jahre gesammelt hat. Sie verstehen sich als Checkliste für Architekten und Auftraggeber:
Stichwort Fotografenbriefing: Das ausführliche Onboarding eines Architekturfotografen hat direkte Auswirkungen auf die Effizienz der Produktion. Bedeutet konkret: Je besser ein Fotograf über die Gegebenheiten vor Ort und die Möglichkeiten der Produktion informiert ist, umso besser kann er sich darauf vorbereiten. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen, wie weiter oben beschrieben. Besonders ärgerlich, vor allem für den Auftraggeber, wird es dann, wenn die Hälfte des Produktionstages für Aufräumarbeiten und Gebäude-Arrangement verloren geht.
Ein optimal vorbereitetes Fotografenbriefing beinhaltet daher folgende Bestandteile:
Ein wichtiges Gestaltungsmittel in der Architekturfotografie ist der Standpunkt. Er ist entscheidend für die Wahrnehmung der Gebäudeproportionen, schafft über die Einblendung der Umwelt einen Kontext und kann die Wirkung der architektonischen Idee verstärken. Das Spiel mit Standpunkten kann ein Gebäude neu interpretieren. So entsteht aus Experimentierfreudigkeit ein neuer architektonischer Facettenreichtum.
Außergewöhnliche Bilder entstehen in der Architekturfotografie durch Zuhilfenahme von Equipment:
Da an Bauprojekten meist viele Parteien beteiligt sind, die Interesse an den Bildern anmelden und Architekturfotografien prädestiniert für die mediale Vermarktung sind, sollten die Nutzungsrechte von vornherein klar sein und transparent bei allen Parteien kommuniziert werden.
Grundsätzlich gilt – und zwar nicht nur für Architekturfotografie: Urheber und Eigentümer des Bildmaterials ist und bleibt der Fotograf. Architekten und Bauherren erwerben bei Abnahme der Bilder Bildnutzungsrechte. Diese können durch den Urheber (Fotograf) individuell vereinbart und separat angeboten werden.
Eine gute Übersicht über die möglichen Bildnutzungsrechte bietet der Bundesverband Architekturfotografie (BVAF): Übersicht “Nutzungsrechte in der Architekturfotografie” des BVAF
Architekturfotograf Philip Kistner bietet auf dieser Basis einen Anhaltspunkt zur einfachen Kategorisierung von Bildnutzungsrechten in seiner Branche. Er unterteilt in:
Darüber hinaus gibt es in der Architekturfotografie spezielle Themen, die rechtliche Relevanz besitzen:
Dieser Artikel hat Dir die Komplexität guter Architekturfotografie nähergebracht. Qualitativ hochwertige Bilder sind kein Zufallsprodukt, sondern entstehen aus gegenseitiger Wertschätzung zwischen Architekten/Bauherren und Fotografen. Für eine effiziente Produktion spielen außerdem die Rahmenbedingungen, wie Gebäudezustand oder Zugänglichkeit von Grundstück und Technik, eine entscheidende Rolle.
Durch ein ausführliches Briefing kann sich der Architekturfotograf optimal auf die Produktion vorbereiten, das richtige Equipment wählen und den architektonischen Entwurf bildlich umsetzen. Damit es bei der Verwendung und Weiterverwertung der Bilder kein böses Erwachen gibt, ist ein umfassendes Verständnis der Bildnutzungsrechte elementar. Professionelle Architekturfotografen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, gerade bei diesem Thema transparent zu informieren. Zögere also niemals, sie auf den Umgang mit Bildnutzungsrechten anzusprechen.