Checkliste: Daran erkennst Du einen guten Architekturfotografen
— Wie beurteile ich bereits in der Recherche, ob ein Fotograf zu meinem Projekt und zu meinen Vorstellungen passt?
— Wie beurteile ich bereits in der Recherche, ob ein Fotograf zu meinem Projekt und zu meinen Vorstellungen passt?
Lass uns einen kleinen Test machen: Gib bei Google einmal den Suchbegriff “deutscher Architekturfotograf” ein. Über 200.000 Ergebnisse liefert die Suchmaschine, alleine für dieses Begriffspaar. Auf den ersten Seiten findest Du eine Mischung aus Websites von Architekturfotografen, Berufsverbänden wie dem BVAF sowie Fotografen-Verzeichnissen. Etwas einfacher wird die Suche, wenn Du dich auf ein bestimmtes Einzugsgebiet beschränkst, denkst Du bestimmt. Doch selbst bei der Suche nach “Architekturfotograf Düsseldorf” spuckt Google noch knapp 125.000 Ergebnisse aus, eine ähnliche Ereignisdichte liefern alle größeren deutschen Städte.
Zur Beurteilung und Auswahl des richtigen Architekturfotografen ist daher ein Bewertungskompass hilfreich, der Anhaltspunkte für dessen Qualität liefert. Dabei sollte immer zwischen subjektiven und objektiven Bewertungskriterien unterschieden werden.
Selbstverständlich sind die Referenzbilder des Fotografen ausschlaggebend für einen ersten positiven Eindruck – gleichermaßen handelt es sich hierbei aber um ein Kriterium, das stark vom Geschmack oder von den Anforderungen des Betrachters abhängt. Viele Architekturfotografen haben einen eigenen Stil, Bauwerke zu fotografieren. Das spiegelt sich häufig sofort im Portfolio wider.
Auf der anderen Seite gibt es objektive Merkmale, an denen man ablesen kann, welche Erfahrung der Architekturfotograf mitbringt, wie transparent er über seine Arbeit sowie die Verwendung und Veröffentlichung seiner Bilder (Stichwort “Urheberrecht”) aufklärt, wie professionell er vor und während der Produktion arbeitet und welche Leistungen er danach übernimmt.
Dieser Artikel liefert eine ausführliche Checkliste mit Kriterien, die in jeder Phase der Zusammenarbeit mit einem Architekturfotografen zur Beurteilung dessen Arbeit herangezogen werden können. Dieses Wissen befähigt Dich dazu:
Eine Anmerkung, bevor es an die Checkliste geht: Auch wenn Du mithilfe dieses Bewertungskompasses den besten Architekturfotografen für Dein Projekt findest, ist dies noch kein Garant für exzellente Bilder. Erfahre im nächsten Abschnitt, warum Du selbst ausschlaggebend dafür bist, ob die Zusammenarbeit mit einem Fotografen zum Erfolg wird.
Ein gutes Architekturfoto entsteht in der Regel dann, wenn vier Voraussetzungen erfüllt sind:
Erstens: Gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen bilden die Basis für die Zusammenarbeit. Dabei geht es um viel mehr als die Qualität des einzelnen Fotos. Architektur und Fotografie sind zwei Seiten einer Münze, und verstärken sich gegenseitig. Die Architekturfotografie ist das wichtigste Kommunikationsmittel des Architekten.
Das Renommee eines Architekten ist unter anderem davon abhängig, ob die Bilder seiner Bauten bekannt werden. Gleichermaßen definiert sich der Ruf eines guten Architekturfotografen über die Attraktivität des Bauwerks, das er fotografiert. Kurzum: Die gegenseitige Einflussnahme ist groß und schafft eine Abhängigkeit, die sich befruchtet.
Mehr zum Zusammenspiel zwischen Architektur und Fotografie findest Du in unserem Einstiegs-Artikel “Architekturfotografie: Bedeutung und Nutzen für Architekten”.
Zweitens: Zwischen Architekt und Fotograf herrscht ein Konsens in Bezug auf das architektonische Konzept. Nur wenn der Architekt verständlich vermitteln kann, warum und wie er ein Bauwerk entworfen hat, kann der Fotograf seine architektonische Idee bildlich umsetzen. Gleichermaßen ist es wichtig, dass Architekten ein Verständnis für die Arbeit und Handlungsspielräume des Fotografen entwickeln. Bei diesem Prozess werden Informationen und Ideen immer wieder hin- und her gespielt, bis eine gemeinsame Arbeitsbasis entsteht.
Wie Du dich als Architekt optimal auf die Zusammenarbeit mit einem Architekturfotografen vorbereitest, erfährst Du im Wissensartikel “Praxisleitfaden Architekturfotografie: Das sollten Architekten und Bauherren wissen”.
Drittens: Architekt und Fotograf organisieren ein Projekt zusammen – vom Briefing, über die Produktion bis hin zur Vermarktung des Bildmaterials. Auch wenn am Ende vielleicht nur ein einziges Bild entsteht, das ein Bauwerk und dessen architektonisches Konzept im perfekten Moment konserviert – die akribische Vorbereitung und der gegenseitige Support während der Produktion bilden die Summe des Erfolgs.
Dabei geht es häufig um vermeintliche Selbstverständlichkeiten: Kann sich der Fotograf anhand eines aussagekräftigen Briefings ein Bild des Bauwerks machen, ohne es jemals zuvor gesehen zu haben? Ist das Bauwerk zu Beginn der Produktion fertiggestellt und gereinigt? Sind die Mitarbeiter einer Firma darüber informiert, dass eine Produktion stattfindet? Sind alle Teil des Gebäudes sowie die relevante Technik (z.B. Sonnenschutz) zugänglich? Ist der Architekt am Produktionstag vor Ort?
Viertens: Transparenz ist der Kommunikationsgrundsatz zwischen Architekt und Fotograf. Stell Dir vor, Du hast den richtigen Fotografen für Dein Projekt gefunden und die Produktion war ein voller Erfolg. Nun möchtest Du die Bilder dem Bauherrn zur Verfügung stellen oder Du planst eine Aussendung an die Fachpresse bzw. Verlage, bei der Du den Redaktionen kostenfreies Bildmaterial lieferst. Hier kann ein böses Erwachen drohen, wenn nicht im Vorfeld abgestimmt wurde, welche Nutzungs- und Veröffentlichungssrechte an den Architekten und dessen Abnehmer übergehen.
Urheberrecht, Property Release, Rechte Dritte, Presserechte – gerade in der Architekturfotografie gibt es hier viel zu beachten. Daher sollte sowohl der Fotograf, als auch der Architekt schon vor Auftragsbeginn dafür sorgen, dass Transparenz hergestellt wird.
Gegenseitige Wertschätzung, umfassendes Projektverständnis, Harmonie, Transparenz in der Kommunikation – alles subjektive Kriterien, bei denen häufig auch der Sympathiefaktor eine große Rolle spielt.
Gleiches gilt für den Bildstil eines Architekturfotografen. Auch wenn es in der Architekturfotografie ästhetische Richtlinien gibt, kann sich die Bildsprache von Fotograf zu Fotograf sehr deutlich unterscheiden. Ein und dasselbe Gebäude kann z.B. durch verschiedene Standpunkte, die Wahl der Tageszeit und der Wetterbedingungen, dem künstlerischen Anspruch des Fotografen und natürlich in der Nachbearbeitung völlig unterschiedlich wirken. Um Wiedererkennungseffekte in den eigenen Werken zu schaffen, setzen viele Architekturfotografen ähnliche Bildstile ein.
Ein wertvoller Tipp an dieser Stelle: Verlasse Dich bei der Durchsicht von Mappen oder Portfolio-Bereichen auf Fotografen-Websites auf Deinen inneren Kompass. Versuche, Dir Dein eigenes Ästhetikgefühl mit dem Bildstil des Fotografen abzugleichen. Spricht Dich die Art und Weise, wie ein Fotograf Bauwerke in Szene setzt, sofort an? Vertraue Deinem Bauchgefühl und kontaktiere den Fotografen!
Folgende Checkliste soll Dir von Anfang an dabei helfen, Deinen ersten Eindruck mit objektiven Kriterien zu untermauern. Letztlich haben auch rationale Faktoren und damit Dein Kopf einen großen Einfluss auf die Wahl des richtigen Fotografen.
Subjektive und objektive Faktoren spielen für die Auswahl des richtigen Architekturfotografen eine Rolle – Teamarbeit ist der ultimative Schlüssel zum Erfolg. Dieser Artikel hat Ihnen die drei wichtigsten Spannungsfelder für die Beurteilung eines Architekturfotografen nähergebracht.
Mithilfe der detaillierten Checkliste kannst Du die Leistung in jeder Phase der Zusammenarbeit bewerten. Verlassen solltest Du dich aber auch auf Dein Ästhetikgefühl, das Dir schnell ein Signal gibt, ob Du mit dem Bildstil des Architekturfotografen zurecht kommst. Und wie so oft im Leben, wenn Menschen zusammenarbeiten, spielt auch der Sympathiefaktor und die gegenseitige Wertschätzung eine entscheidende Rolle.
Gehe mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen mit Architekturfotografen ins Gespräch. Picke Dir die für Dich wichtigsten Punkte aus der Checkliste heraus und nimm sie als Maßstab für die Auswahl des passenden Architekturfotografen oder stelle Deinen jetzigen Partner auf den Prüfstand. Und am Ende solltest Du natürlich auch beim Angebot ein gutes Gefühl haben.
„Uns Architekturfotografen begeistert, wie Menschen wohnen und arbeiten. Wie Architektur unseren Lebensraum, beeinflusst.“