Interview mit der Baubranche

Architektur kommunizieren heißt Verantwortung vermitteln

— Im Gespräch mit Prof. Jan Krause über Architekturvermittlung, Kommunikationskompetenz und die Zukunft der Baukultur.

Architektur sichtbar machen — Im Gespräch mit Carina Hahn über Branding, Kommunikation & Haltung.
Prof. Jan R. Krause, AMM Architektur Media management ©Ricardo Feldmann

Prof. Jan R. Krause ist eine der prägenden Stimmen, wenn es um Architekturkommunikation und die Vermittlung gesellschaftlicher Verantwortung im Planen und Bauen geht.

Er leitet den Masterstudiengang Architektur Media Management (AMM) an der Hochschule Bochum, ist Vorsitzender des Deutschen Werkbunds und Gründungsdirektor des office for architectural thinking.

In unserem Interview spricht er über die Rolle von Bildern, Dialog und Storytelling in der Architekturvermittlung – und warum Kommunikation als Schlüsselkompetenz endlich auch im Architekturstudium ankommen muss.

Ein Gespräch über Neugier, Haltung und die Kraft, Architektur verständlich zu machen.

Die Lehre und die theoretische Vermittlung von Architektur

Architekturvermittlung kann viele Formen annehmen – von der klassischen Hochschullehre bis hin zu digitalen Formaten. Wie definierst Du Architekturvermittlung?

Jan Krause Für jeden Anlass und jede Zielgruppe müssen wir das richtige Format finden, um für Architektur zu begeistern. Deshalb trainieren wir im Masterstudiengang Architektur Media Management AMM an der Hochschule Bochum unterschiedlichste Methoden der Architekturvermittlung: Text, Fotografie, Film, Ausstellungsdesign, Social Media Kommunikation, Konferenzmanagement und Partizipation.

Architektur ist komplex und vielschichtig. Gibt es bestimmte Strategien oder Herangehensweisen, mit denen Du es schaffst, diese Komplexität verständlich und greifbar zu machen – sei es für Studierende, Fachpublikum oder eine breitere Öffentlichkeit?

Jan Krause Wir müssen spannende Geschichten erzählen: nicht über Häuser, sondern über das Leben in den Häusern. Geschichten für Menschen. Geschichten, die berühren.

Welche Methoden nutzt Du, um Architektur verständlich und spannend zu vermitteln? Gibt es Beispiele aus Deiner Arbeit, bei denen diese Herangehensweise besonders erfolgreich war?

Jan Krause Wenn wir uns am Anfang eine klare Vorstellung von unserem Publikum machen und wenn wir selbst klare Ziele haben, was wir erreichen wollen, gelingt es, Brücken zu bauen und auch komplexe Inhalte zu vermitteln.

Architektur lebt von Bildern, Renderings, Plänen und Modellen. Wie nutzt Du visuelle Mittel in Deiner Vermittlung, um Architektur erlebbar zu machen? Gibt es bestimmte Formate oder Ansätze, die Du besonders wirkungsvoll findest?

Jan Krause Mein Lieblingsformat ist die Architekturführung. Nur in der Bewegung durch den Raum können wir die architektonischen Qualitäten wirklich erleben: das Licht, den Raumklang, die Materialität, die Dimensionen. Alle anderen Formate haben eine Stellvertreterfunktion.

Hier gilt es, Anschaulichkeit zu erzeugen, die Menschen mit auf die Reise zu nehmen, Ihnen bei aller Abstraktion ein Raumgefühl zu vermitteln.

Wir müssen spannende Geschichten erzählen: nicht über Häuser, sondern über das Leben in den Häusern. Geschichten für Menschen. Geschichten, die berühren.

Jan Krause, Leiter Masterstudiengang AMM, Architektur Media Management

Zeitgemäße Architekturkommunikation in Jans Arbeit

Die Art und Weise, wie über Architektur gesprochen und berichtet wird, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Beispielsweise: Welche Entwicklungen und Trends beobachtest Du, und welche Herausforderungen oder Chancen ergeben sich daraus?

Jan Krause Die größte Herausforderung ist der angemessene Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Wir können mit KIs Bilder, Filme und Geschichten erzeugen, die Menschen verbinden, die Sehnsüchte wecken, die auf eine ganz neue Weise Teilhabe ermöglichen.

Wir müssen zugleich kritisch reflektieren und wachsam sein, um uns nicht von Fehlinformationen und Fake News beeinflussen zu lassen.

Welche Formate und Medien funktionieren aus Deiner Sicht besonders gut, um Architektur erfolgreich zu vermitteln?

Jan Krause Das beste Format ist der Dialog. Nur im persönlichen Gespräch können wir uns über architektonische Qualitäten verständigen, Nachhaltigkeitsstrategien ausloten und für jeden Ort, jede Aufgabe und jede gesellschaftliche Konstellation eine angemessene Lösung finden.

Wo siehst Du das größte Potenzial für innovative Architekturkommunikation, und gibt es Beispiele, die Dich besonders inspirieren?

Jan Krause Es geht nicht um die Frage, wie innovativ Architekturkommunikation ist, sondern wie nahbar wir sie gestalten.
Der Schlüssel zum Erfolg ist die Neugier auf Menschen.

Fotografie und Film prägen die Wahrnehmung von Architektur maßgeblich. Wie schätzt Du die Rolle visueller Medien für die Kommunikation von Bauwerken ein? Gibt es bestimmte Aspekte, die durch Bilder besonders gut transportiert werden können?

Jan Krause Architektur ist Bewegung und Begegnung im Raum. Wir müssen filmisch denken. Ob mit Fotos, Bewegtbild oder nur mit Text - wir müssen Kino im Kopf erzeugen, selbst im Radio lassen sich auf diese Weise ganz anschaulich Architekturthemen vermitteln.

„Architektur ist Bewegung und Begegnung im Raum. Wir müssen filmisch denken.“

Jan Krause, Leiter Masterstudiengang AMM, Architektur Media Management

Tipps & Einblicke für die Branche

In der Praxis sehen wir immer wieder, dass Architekturkommunikation nicht immer so funktioniert, wie sie sollte.  Welche Fehler beobachtest Du in Deiner Arbeit besonders häufig, und welche Strategien haben sich bewährt, um sie zu vermeiden?

Jan Krause Was ich häufig vermisse, ist Leidenschaft. Wenn wir begeistert von dem berichten, was wir als Architektinnen und Architekten täglich entdecken und erfinden, können wir auch andere begeistern. Wenn wir aber nur angestrengt erklären und belehren, wird es schwierig, Menschen dazu zu bewegen, sich auf die Komplexität zukunftsfähiger Architektur einzulassen.

Gibt es bestimmte Strategien oder Best Practices, die aus Deiner Sicht Architekturbüros und Unternehmen gezielt nutzen sollten, um ihre Projekte und Ideen überzeugender zu kommunizieren?

Jan Krause Eine wichtige Strategie ist der Perspektivwechsel. Nicht immer interessiert sich unser Gegenüber für die Aspekte, die uns am meisten interessieren. Daran muss Architekturkommunikation aber nicht scheitern. Denn Architektur ist vielschichtig und auf vielen Ebenen kommunizierbar.

Je nachdem, wofür unser Gegenüber empfänglich ist, können wir Architektur in Form und Farbe, in Geschichte und Geschichten, in Zahlen und Fakten, in Umweltauswirkungen oder sozialen Werten erzählen.

Wenn Du jungen Architektinnen und Architekten einen zentralen Rat für den Umgang mit Kommunikation geben könntest – was wäre das, und warum ist es gerade heute so wichtig?

Jan Krause Ich empfehle, Kommunikations-, Moderations- und Managementkompetenz zu trainieren und sich interdisziplinär und generationenübergreifend zu vernetzen.

Die Herausforderungen unserer Zeit können nicht mehr von einer Berufsgruppe allein gelöst werden. Nur gemeinsam können wir die Zukunft in planetaren Grenzen verantwortungsbewusst gestalten und mit Architektur einen Beitrag zu gesellschaftlichem Zusammenhalt leisten.

Wenn Du eine grundlegende Veränderung in der Architekturbranche sofort umsetzen könntest, welche wäre das und warum?

Jan Krause Ich würde Kommunikation als Pflichtfach im Architekturstudium einführen. Denn Kommunikationsmanagement ist eine der Schlüsselkompetenzen, die Architektinnen und Architekten als Spezialisten für das Ganze in ihrem Berufsleben brauchen: in internen Abstimmungsprozessen, in Partizipationsverfahren, im Planungs- und Bauprozess und in der Öffentlichkeitsarbeit.

Die Architekturkommunikation entwickelt sich ständig weiter. Welche Entwicklungen oder Trends erwartest Du in den nächsten Jahren, und welche Rolle könnten neue Technologien oder veränderte gesellschaftliche Anforderungen dabei spielen?

Jan Krause Wir werden in Europa einen großen Umbau der Städte erleben. Weg von der autogerechten Stadt, hin zu menschengerechten Stadträumen. Wir werden gleichzeitig im globalen Süden ein rasantes Wachstum erleben, das mit unseren europäischen Maßstäben kaum greifbar ist. Wir werden einen demografischen Wandel erleben, der von einer alternden Gesellschaft und von Migration geprägt ist. Hierfür müssen wir auf breiter Ebene ein Nachhaltigkeitsbewusstein entwickeln, internationale und interkulturelle Allianzen schmieden und in Bildung investieren.

Architektur ist vielschichtig und auf vielen Ebenen kommunizierbar.

Jan Krause, Leiter Masterstudiengang AMM, Architektur Media Management

Vielen Dank an Prof. Jan R. Krause – für das spannende Interview und die inspirierenden Einblicke in ihre Arbeit.

Architektur ganzheitlich kommunizieren

Warum wir diese Interviews führen

Architektur sichtbar zu machen, heißt für uns mehr als gute Bilder zu produzieren. Wir glauben an ganzheitliche Kommunikation – an mutige Marken, starke Haltungen und klare Botschaften. Deshalb sprechen wir mit Menschen, die genau das tun: Baukultur kommunizieren. Unsere Interviews geben Einblicke in zeitgemäße Strategien, inspirierende Perspektiven und persönliche Erfahrungen aus der Praxis – immer mit Blick auf Architektur, Immobilien, Städtebau und die Kommunikation dahinter.

Das Ziel

Wir wollen zeigen, wie Marken in der Bau- und Immobilienbranche heute überzeugen – nicht nur durch gute Architektur, sondern durch gute Kommunikation.

Und was das mit uns zu tun hat?

Als Architekturfotografen und Content-Partner gestalten wir visuelle Kommunikation mit. Wir wissen, wie entscheidend das Zusammenspiel aus Bild, Sprache und Strategie ist – und beraten unsere Kund*innen genau an dieser Schnittstelle.

Als Fotografen und Content-Partner gestalten wir visuelle Kommunikation mit. Wir wissen, wie entscheidend das Zusammenspiel aus Bild, Sprache und Strategie ist – und beraten unsere Kund*innen genau an dieser Schnittstelle.

Du möchtest selbst einmal Teil unserer Interviewreihe werden oder kennst jemanden mit einem spannenden Ansatz rund um Architektur, Kommunikation oder Baukultur? Dann schreib uns gerne – wir freuen uns auf spannende Gespräche!

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